Von Rainer Treptow (2016 / 2005)

Vor den Dingen sind alle BesucherInnen gleich. Kulturelle Bildungsprozesse in der musealen Ordnung

Museen bieten Chancen Kultureller Bildung. In den durch Ordnungsvorstellungen normativ geprägten Inszenierungsräumen werden Dinge zu Trägern von Repräsentationen, die über gegenwärtigen Alltag hinausweisen. Dem wird eine Bildungsauffassung gerecht, die Museen nicht auf den Wissensvorrat ihrer Dingwelt eng führt, von bloßen pragmatischen Verwertungsinteressen der Gegenwart Abstand zu halten weiß und dingübergreifende Sinnkontexte erzeugen kann. Zugleich können die lebensgeschichtlichen Bildungsvoraussetzungen der BesucherInnen nicht übergangen werden, gleichwohl diese vor den Dingen alle gleich sind.

Von Stefan Weber (2016 / 2015)

Kulturelle Bildung in der Islamdebatte

In der Auseinandersetzung mit der islamisch geprägten Welt überwiegen vereinfachte, mit Religion assoziierte Wahrnehmungsmuster. Kulturelle Bildung kann hier ansetzen, da sowohl Islamfeindlichkeit als auch islamischer Extremismus ähnliche Antriebskräfte haben: kollektive Identitätsbildung durch Exklusion „anderer“ und Reduktion dieser „anderen“ und des „selbst“ auf vereinfachte, oft a-historische und der komplexen Lebenswirklichkeit nicht entsprechenden Ideal- oder Zerrbilder. Der vorliegende Beitrag umreißt zunächst die Prozesse der negativen Identitätsbildung. In zweiten Teil soll dann aufgezeigt werden, wie kulturelle Bildungsprojekte dem entgegenwirken können.

Von Thomas Renz (2016)

Nicht-BesucherInnen öffentlich geförderter Kulturveranstaltungen. Der Forschungsstand zur kulturellen Teilhabe in Deutschland

Die Gesellschaft in Deutschland leistet sich für mehrere Milliarden Euro pro Jahr eine öffentlich geförderte Kulturlandschaft. Seit vielen Jahren scheint es aber so, dass vor allem bei der an Einrichtungen gebundenen Kultur ein gewisser Optimierungsbedarf existiert: Die großen Museen, Theater und Konzerthäuser haben an gesellschaftlicher Relevanz verloren, die Besucherzahlen sind nicht immer befriedigend, in Zeiten knapper öffentlicher Kassen schwebt die Angst vor Mittelkürzung über den freiwilligen Leistungen und es werden Legitimationsgründe für eine weitere Förderung gesucht. Daher wird in diesem Beitrag der Frage nachgegangen, weshalb im Gegensatz zum kulturpolitischen Anspruch von Kultur für alle (Hoffmann 1981) nur ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung regelmäßig öffentlich geförderte Kulturveranstaltungen besucht und welche Maßnahmen Kulturpolitik und Kulturmanagement entwickeln können, um diese Form kultureller Teilhabe zu fördern.

Von Susanne Keuchel (2016)

Arts Education in the Age of Cultural Diversity – A Basis to Gain Cultural Identity in a Risk Society

Welche Anforderungen stellt Kulturelle Diversität an die Kulturelle Bildung im Spannungsfeld von Globalisierungs- und Lokalisierungsprozessen? Der Beitrag reflektiert hierzu in einem ersten Schritt unterschiedliche Gesellschaftsmodelle auf ihren Umgang mit „Künsten“, ästhetischen Ausdrucksformen und Kultureller Bildung. In einem zweiten Schritt werden diese Reflexionen genutzt, um eine Vision zu entwickeln, wie eine zeitgemäße diversitätsbewusste Kulturelle Bildung aussehen könnte im Zeitalter einer „globalisierten“ und individualisierten Gesellschaft.

Von Alicia de Banffy-Hall (2015)

Action Research as a method in researching community music

In diesem Artikel wird Aktionsforschung als Methode vorgestellt und erörtert, inwiefern sie zur Erforschung von Community Music hilfreich ist. Am Beispiel der Community Music Aktionsforschungsgruppe München (bestehend aus ProfessorInnen, AkteurInnen und VertreterInnen der Kulturverwaltung) wird die Methode der Aktionsforschung erläutert und ihre Prozesse, Leistungen, Herausforderungen und Grenzen für die Erforschung von Community Music reflektiert. Der Artikel zeigt, dass Aktionsforschung für Forschung im Feld Community Music für bestimmte Forschungsfragen, in denen es z.B. um die Erforschung von Interventionen und aktiv angeregten Entwicklungsprozessen in Gemeinden, Gruppen oder Organisationen geht, eine relevante und passende Forschungsmethode sein kann.

Von Marie Lorbeer (2015)

Kindermuseen – und Museumspädagogik

Die Kindermuseen im deutschsprachigen Raum heute finden sich in der Tradition der amerikanischen Kindermuseen, der neuen Kulturpolitik, der Soziokulturbewegung und der Kultur- und Museumspädagogik der nach-68er-Jahre. Diese Museumspädagogik mit dem Ziel „Museum für alle“, formulierte Ansprüche, die Sammlungen nicht nur einem vorgebildeten Publikum zugänglich zu machen. Um dies zu erreichen, waren neue pädagogisch-didaktische bzw. methodisch-organisatorische Prinzipien und Vorgehensweisen notwendig, speziell für Kinder und Familien (und insbesondere auch außerhalb von Schule): mit einer Akzentsetzung auf spielerisch, experimentell und interaktiv.

Von Torsten Meyer (2015)

What’s Next, Arts Education? Fünf Thesen zur nächsten Kulturellen Bildung

Die Welt ist im Wandel und mit ihr die Kunst. Was bedeutet dieser Wandel der Welt für die Kunst, für die Künste untereinander, für Bildung im Kontext der Künste, für Kulturelle Bildung im fortgeschrittenen 21. Jahrhundert? Der Beitrag kreist um diese Fragen anhand von fünf Beobachtungen im Bereich der aktuellen Künste und der aktuellen Medienkulturen, aus denen fünf thesenhafte Folgerungen für die Kulturelle Bildung abgeleitet werden.

Von Esther Bishop (2015)

Was macht den Pionier zum Pionier? Die Differenzierung von organisationalem Wandel und Innovation am Beispiel der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen

Organisationsentwicklung und Wandel von Institutionen sind populäre Themen, die sowohl PraktikerInnen als auch WissenschaftlerInnen der klassischen Musikszene beschäftigen. Sie sind durch eine Legitimationskrise des staatlichen Musikbetriebs begründet, dessen Fortbestehen trotz der Einführung kulturmanagerialer und damit der Wirtschaft entlehnter Instrumente als unsicher gelten kann. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen hat sich als Innovation in der Klassikbranche positioniert und ist weltweit erfolgreich. Der vorliegende Artikel unternimmt den Versuch anhand der Differenzierung von Wandel und Innovation auf mehreren Ebenen, durchgeführt am Beispiel der Kammerphilharmonie, die Bedeutung und Potentiale klassischer Musikinstitutionen zu beschreiben.

Von Hanne Seitz (2015 / 2012)

Performative Research

Mit performative research wird im Folgenden ein Forschungsansatz dargelegt, der seine Herkunft der sogenannten performativen Wende in den Geistes- und Sozialwissenschaften verdankt und vor dem Hintergrund einer Kunstpraxis entstanden ist, die sich als artistic research gegenüber den Wissenschaften zu behaupten sucht und als practice-led research innerhalb der empirischen Sozialforschung inzwischen sogar einen eigenständigen Status beansprucht. Eine mögliche Praxis von performative research wird abschließend am Beispiel eines Forschungsworkshops mit Jugendlichen vorgestellt, der zwei Jahre nach Beendigung einer sogenannten Qualifizierungsmaßnahme die Nachhaltigkeit künstlerisch-ästhetischer Praxis mit just ihren eigenen Mitteln untersucht und die AdressatInnen zu ExpertInnen, zu ForscherInnen in eigener Sache gemacht hat.

Von Kerstin Hübner, Viola Kelb (2015)

Kulturelle Bildung und Sozialraumorientierung: Kontexte, Entwicklungen und Herausforderungen

Vermehrt gilt „Sozialraumorientierung“ in den vergangenen Jahren als Königsweg für eine „teilhabegerechte“ Kulturelle Bildung, die speziell Zielgruppen in bildungsbenachteiligenden Lebenssituationen erreicht. Kulturelle Bildung soll sich, ebenso wie Schulen, „in den Sozialraum öffnen“, mit „sozialraumorientierten Partnern“ kooperieren und Angebote möglichst „vor Ort“ unterbreiten. Dieser Beitrag versucht, die für Kulturelle Bildung relevanten Diskurse zur Sozialraumorientierung zu erläutern und für die Kulturelle Bildung zu übersetzen.